Das Datenanalyse-Unternehmen Cambridge Analytica erhielt von 2010 bis 2015 Zugang zu den Informationen von bis zu 87 Millionen Facebook-Nutzern , das wurde im März 2018 bekannt.
Im Oktober 2018 beschafften sich Hacker Zugriff auf fast 50 Millionen Nutzerprofile , die die „Login mit Facebook“-Funktionen nutzen.
Allein in einem Jahr gleich zwei massive Skandale für Facebook, die nicht nur das Interesse der Medien auf sich zogen, sondern – und mit viel größerem Ausmaß – auch das der Nutzer.
Laut der ARD-ZDF-Onlinestudie ist die tägliche Facebook-Nutzung aller Altersgruppen in Deutschland von 21 Prozent (2017) auf 19 Prozent (2018) gesunken. Betrachtet man die werberelevante Zielgruppe, so wird das Ausmaß noch deutlicher: Nutzten 2017 noch 33 Prozent der 14- bis 19-jährigen täglich das soziale Netzwerk, so waren es 2018 nur noch 27 Prozent.
Die entscheidende Frage ist: Wohin wandern die jungen Nutzer? Oder kehren sie Social Media gar ganz den Rücken?
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache – Instagram und Snapchat sind die klaren Gewinner der jungen Zielgruppe: 48 Prozent der 14-bis 19-jährigen und 36 Prozent der 20- bis 29-jährigen nutzten 2018 besonders Instagram täglich. 2017 waren es nur 33 Prozent der 14-bis 19-jährigen . Dass jetzt immer mehr Nutzer auf Instagram unterwegs sind, liegt vor allem an der einfachen Bedienung, und mit den kurzen und täglichen Video- oder Bildschnipseln (den Stories) ist das Netzwerk näher an der Zielgruppe.
Während Snapchat ein Kaufangebot von Facebook abwehrte, ist vielen Nutzern nicht bewusst, dass Instagram seit 2012 zu Facebook gehört – und am Ende doch wieder alle privaten Daten bei Mark Zuckerberg landen.
Die Nutzer wandern also wohl kaum aufgrund von Datenschutz-Bedenken von Facebook zu Instagram.
Was also wird sich im neuen Jahr 2019 ändern? Ich denke, es ist die Aufgabe der lokalen Unternehmen und der deutschen sowie der EU-Regierung, hier einzugreifen, um gerade die jungen Nutzer sozialer Netzwerke besser zu schützen. Denn es gibt bislang noch keine gewinnenden Alternativen zu Facebook und Instagram. Und selbst wenn bislang bereits viele Nutzer von Facebook abgewandert sind, ist doch der größte Teil der Nutzer dem sozialen Netzwerk trotz zahlreicher Datenskandale treu geblieben. Dies liegt unter anderem auch am Netzwerkeffekt, der dafür sorgt, dass die sozialen Netzwerke kaum an Beliebtheit einbüßen.
Die Aufgabe der Politik ist es, Rahmenbedingungen für die Gesellschaft und die Wirtschaft zu schaffen – so auch in diesem Fall. Das bislang zögerliche Handeln der Bundesregierung legt aber die Vermutung nahe, dass auch im kommenden Jahr die Bürger wenig Unterstützung und nur eine weitere „Fortsetzung der Politik der warmen Worte" erwarten können.
Ein Blick auf die Themen des Digital-Gipfels , der Anfang Dezember in Nürnberg stattfand, zeigt vielmehr, dass der Bundesregierung andere Themen wichtiger sind. Neben den üblichen Themen, die die Medien bestimmen – wie „Lernende Systeme“, „Industrie 4.0“ und dem Breitbandausbau („Digitale Netze und Mobilität“) – hat sich das Bundeskabinett mit seiner Äußerung „ 5G müsse es nicht an jeder Milchkanne geben, 4G sei ja schon verdammt schnell “ nicht gerade als zukunftssicherer, vorausschauender und verlässlicher Kapitän des Digitalisierungsschiffes gezeigt.
Bleibt also noch Europa: Kann auf europäischer Ebene etwas Wirkungsvolles zur Eindämmung der Datenkraken und zur Vermeidung weiterer Datenskandale getan werden? Margrethe Vestager , EU-Kommissarin für Wettbewerb, ist meine ganz persönliche Hoffnungsträgerin. Sie scheut keine Auseinandersetzung mit Apple, Google, Facebook oder Amazon . So etwa hat sie Google zur Rekordstrafe von 4,3 Milliarden Euro verdonnert und Irland gezwungen, 13 Milliarden Euro Steuern von Apple nachzufordern – Chapeau! Wichtige Schritte, die signalisieren, dass der Kampf noch nicht verloren ist.
Auch die Justiz-Kommissarin der EU, Věra Jourová , setzt sich zuverlässig für die EU-Rechte ein und zeigt, dass es eine Veränderung geben kann. Mit der „General Data Protection Regulation“ (GDPR), die in Deutschland als Datenschutzgrundverordnung ( DSGVO ) umgesetzt wurde, hat die Europäische Union gezeigt, dass sie bei vereintem Handeln durchaus in der Lage ist, weltweite Standards hinsichtlich Verbraucherschutz und dem Schutz unserer Grundrechte zu setzen. Denn aufgrund der GDPR brauchen auch US-amerikanische Unternehmen die ausdrückliche Zustimmung der europäischen Nutzer*innen, wenn sie personenbezogene Daten speichern oder weitergeben wollen.
Auch wenn sich viele von uns von den "GDPR-Klicks" auf Webseiten genervt fühlen und der Zahnarzt nicht richtig erklären kann, warum das neue Formular unterschrieben werden muss, "das mit dem Datenschutz", so ist doch ein wichtiger Anfang gemacht, den "Wilden Westen" des Internets 1.0 erwachsen zu machen und seine Nutzer zu schützen.
Es bleibt spannend für das Jahr 2019.